Kneipp-Gesundheitsvisite Juli 2018

Curcuma & Curcumin

Seit der Blütezeit der Ayurveda – schon vor über 3000 Jahren wurde Curcuma, auch Gelbwurz genannt, nicht nur als Gewürz, als Farbstoff oder als Konservierungsmittel genutzt, sondern auch als traditionelle Medizin mit einem vielfältigen Wirkungs­spektrum. Das „indische Gold“ wird als natürliches Heilmittel aus dem getrockneten Wurzelstock der Curcuma longa Linn gewonnen. Alther überlieferte Naturheilmittel haben ihre Daseinsbe­rechtigung, wenn sie vorher gut bezüglich Nutzen und Risiken erforscht werden. Die mögliche Heilkraft von Cur­cuma wird in Europa bereits seit etlichen Jahren medizinisch genutzt – wobei möglicher­weise ein riesiges Potenzial besteht, das aber wegen unzureichender Forschung leider nach wie vor unklar bleibt. Insbesondere altersbedingte Krankheiten könnten durch den gezielten Ein­satz von Curcuma bzw. Curcumin eingedämmt wer­den, seriöse Studienergebnisse natürlich vorausgesetzt. Curcuma ist ein gutes Beispiel für die mang­elnde For­schungs­lage, was leider relativ viele Heilpflanzen – auch solche aus Europa – betrifft. Obwohl Curcuma und seine gesund­heitsförderlichen Wir­kungen gemeinhin be­kannt sind, ist die Studienlage erst in den letzten Jahren besser geworden, aber nach wie vor unzulänglich. 

 

„Kein Kräutchen, kein Pulver, das ich nicht selbst versucht und als bewährt empfunden habe. Ich wünsche nur das eine, dass die alten Bekannten zu neuen Ehren gelangen.“ Sebastian Kneipp

 

In Curcuma sind sogenannte fettlösliche Curcuminoide (ca. 5%) enthalten, u.a. das Curcumin, welches als gesund­­heitsförderlichster Bestandteil gilt. Curcumin könnte eine wichtige Rolle in der Prävention und Be­handlung von sehr vielen chronischen Erkrankungen (neurode­generativen, kardiovaskulären, pulmonalen, meta­bolischen, autoimmunen Erkrankungen) einnehmen. Wie aber Curcumin seine medizinischen Heil­wirkungen hervorruft, ist nach wie vor im Einzelnen unklar, obwohl seit Jahrzehnten viel Geld – auch aus deutschen Forschungs­etats in Laborstudien an Tieren, Zellen und biochemischen Systemen – investiert wur­de. So ist lediglich geklärt, dass Curcuma entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften besitzt. Aller­dings kann aber die Frage eines Nutzens nur durch klinische Studien am Menschen bzw. Patienten klar beant­wortet werden. Bislang konnte durch erste klinische Studien – oft Studien mit Mängeln, welche deren Aus­sagekraft einschränken – nachgewiesen werden, dass es den Cholesterinspiegel senkt und Verdauungs­beschwer­den lindern kann. Die Gefäßgesund­heit kann durch Curcuma verbessert werden, Diabetespa­tienten können gesundheitlich profitieren. Zum Nutzen bei Krebs sind jedoch außer Laboruntersuchungen nur wenige klinische Studien gemacht worden, deren Ergebnisse widersprüchlich sind, d.h. Curcuma könnte möglicher­weise sogar Krebsrezidive bei Prostatakrebs fördern. Nun sind für die aus Laborversuchen abgeleiteten Hinweise auf krebshemmende bzw. anti-metastatische Eigen­schaften noch weitere klinische Studien not­wendig – ebenso wie für den Nachweis einer vorbeugen­den Wirkung bei entzündlichen Erkrank­ungen wie Colitis ulcerosa oder Rheuma. An der Universität von Kalifornien konnten US-Forscher in einer klinischen Studie zeigen, dass der tägliche Verzehr von kleinen Mengen Curcuma die Gedächtnis­leistung verbessern kann – genauso wie die Stimmung bei Menschen mit leichtem, altersbe­dingten Gedächtnisver­lust. Aber auch hier scheint der Studienleiter seinen eigenen Ergebnissen nicht zu trauen, denn er gibt zu bedenken, dass es nicht sicher sei, wie genau Curcumin seine Wirkung entfalte: Es lasse sich lediglich mut­maßen, dass entzündliche Prozesse im Gehirn verringert werden, die die Medizin in Verbindung mit Alz­heimer und auch schweren Depressionen bringt. In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass Curcumin die Ablagerung bestimmter Eiweiß­komplexe im Gehirn unterband; dies könnte vielleicht bei der Behandlung von Alzheimer helfen. Wie auch immer der Mechanismus ist, eine vorbeugende Wirkung gegen die Alzheimer-Erkrankung kann dann nur durch Studien am Menschen über längere Zeiträume bestätigt oder verneint werden, solche klinische Studien kosten viel Geld und werden jedenfalls nicht von Anbietern von Gewürzen und Nahrungsergänzungsmitteln getragen. Einige Staaten wie die USA, Indien, China und Iran haben seit et­lichen Jahren staatliche Forschungs­förderung zur klinischen Untersuchungen ihrer traditionellen Heil­pflanzen aufgelegt, Deutschland leider bisher nicht. Curcumin löst sich nicht gut in Wasser und wird sehr schlecht vom Körper aufgenommen. Deswegen sollte Curcuma mit Fett oder Öl zusammen eingenommen werden. Es gibt aber auch weitere Tricks, um die Resorption zu erhöhen, beispielsweise durch gemeinsame Einnahme mit schwarzem Pfeffer (was übrigens schon die alten Väter der Ayurveda empfahlen). Zur präventiven Anwendung kann also Curcuma in fetthalti­gen Speisen, Suppen und Milchgerichten beigefügt werden.

Prof. Dr. med. Dr. Bernhard Uehleke, Abt. Naturheilkunde - Charité Berlin